Seit über einem Jahrzehnt untersucht die FFW den milliardenschweren Markt für marine Zierfische intensiv.
Jedes Jahr werden Millionen dieser farbenprächtigen „lebenden Juwelen“ – kleine Korallenfische, die in den tropischen Gewässern unserer Ozeane beheimatet sind – aus ihrem natürlichen Lebensraum entnommen.
Unsere Forschung konzentriert sich auf die farbenfrohen Korallenfische, die man in Heim- und Zooaquarien oder in Zoohandlungen sieht. Die zentralen Fragen sind: Wie viele Korallenfische werden weltweit gehandelt? Woher stammen sie? Über welche Wege gelangen sie in den Handel? Und was geschieht mit ihnen während dieser Reise?
Die Recherche zu diesem Thema gestaltet sich jedoch oft schwierig, da die Datenlage äusserst lückenhaft ist. Im Gegensatz zu Nutztieren gibt es im Zierfischhandel keine verpflichtende Erfassung oder systematische Dokumentation.
Ein besonders tragisches Beispiel für die unzureichende Regulierung im Zierfischhandel ist der Banggai-Kardinalbarsch. Dieser kleine Korallenfisch, den es wild ausschliesslich in einem Archipel in Indonesien gibt, wurde in den 1990er Jahren für den Aquarienhandel so intensive befischt, bis über 90 % der Population verschwand. Dieser dramatische Populationsrückgang war der Anlass, uns intensiv mit den Herausforderungen und Defiziten im Zierfischhandel auseinanderzusetzen.
Fehlende Daten erschweren den Überblick
Die Datenlage über den Zierfischhandel ist weltweit ungenügend. 2022 kritisierte das UNEP-WCMC (Weltumweltschutzprogramm der Vereinten Nationen), dass nicht einmal eine Schätzung der jährlich gehandelten marinen Zierfische möglich sei. Dies liegt teilweise daran, dass die Handelsdaten keine detaillierten Informationen über die Arten oder deren Herkunft enthalten. Singapur zum Beispiel fungiert oft als Umschlagplatz, was bedeutet, dass viele Fische aus anderen Ländern stammen.
Um Antworten zu finden, haben wir die europäische Datenbank TRACES (Trade Control and Expert System) durchforstet. Unsere neuste wissenschaftliche Studie besagt, dass zwischen 2014 und 2021 über 26 Millionen marine Zierfische nach Europa importiert wurden – davon rund 30% ohne Identifikation auf Artebene, sodass unklar bleibt, welche Korallenfischarten tatsächlich eingeführt wurden.
Die FFW fordert, dass die EU (inkl. der Schweiz) – mit jährlich 24 Millionen Euro wertmässig die grösste Verbrauchsregion – ihre Kontrollsysteme verbessert, sodass Händler die genaue Art der Fische angeben müssen und auch Informationen über den Fangort und ob die Tiere wild gesammelt wurden oder aus einer Zucht stammen. Dies würde dazu beitragen, den Handel nachhaltiger zu gestalten und die Arten besser zu schützen.
Da die allermeisten marinen Zierfische wild gefangen werden, ist ein nachhaltiges Management notwendig, um zu verhindern, dass der Handel die Populationen gefährdet. Korallenriffe sind ohnehin durch verschiedene Bedrohungen wie Klimawandel, Verschmutzung und Krankheiten hochgradig gefährdet, weshalb der Handel zusätzliche Belastungen für die Fischbestände darstellt.
Mit Hartnäckigkeit kleine Fortschritte erzielen
Dank unserer wissenschaftlichen Forschung und Hartnäckigkeit hat CITES, das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten, begonnen, den Handel mit Meereszierfischen zu überprüfen. 2024 fand ein viertägiger Workshop statt, bei dem Strategien zur Identifizierung gefährdeter Arten entwickelt wurden. Wir haben in unserer Forschung «Watch Lists» erstellt, die auf Arten hinweisen, die besonders überwacht werden sollten. Diese Listen wurden in die Ergebnisse des Workshops aufgenommen.
Ein Beispiel für eine Art auf den Beobachtungslisten ist der Blaugrüne Riffbarsch, der meistgehandelte Korallenfisch überhaupt. Obwohl dieser Fisch von der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) erstmals 2021 evaluiert wurde und als «nicht gefährdet» auf der Roten Liste aufgeführt ist, weist unsere Forschung darauf hin, dass die Bestände möglicherweise sinken, da die Handelszahlen hoch sind und die Importe in die EU zwischen 2014 und 2021 um 70% abnahmen. Dies bestätigt auch die Rote Liste, die einen Rückgang der Population dieses Fisches verzeichnet.
Dank der Beharrlichkeit und der wissenschaftlichen Studien der FFW wird der Zierfischhandel nun zunehmend unter die Lupe genommen, aber es bleibt noch viel zu tun. Die FFW appelliert an die internationale Gemeinschaft, die Datensammlung und den Handel besser zu regulieren, um die marinen Ökosysteme langfristig zu schützen, denn: Alle Korallenfische sind bedroht, weil ihr Lebensraum bedroht ist.
Mehr dazu unter: www.procoralfish.org